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Der großherzogliche Kurort


Sankt Blasien verdankte seine Entwicklung zum weltberühmten Kurort dem zeitlichen Zusammenwirken dreier Glücksfälle. Am Anfang stand die Entdeckung des wunderbaren Sankt Blasier Klimas in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts: Eine nahezu subalpine mittlere Höhenlage, wo Berg- und Waldklima sich gleichermaßen auswirken, vor Winden geschützt, ausgeglichene und gemäßigte Temperaturen mit langsamen Übergängen, ein dafür berühmt gewordenes nebelfreies Tal, hoher Ozongehalt in der trockenen Luft ohne jede lästige Feuchtigkeit. Dies alles machte Sankt Blasien für die Erholung für Herz und Nerven und die Atmungsorgane hervorragend geeignet.
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Großherzog Friedrich I und Großherzogin Luise


Der fraglos größte Glücksfall für Sankt Blasien war aber, dass das damals regierende Fürstenpaar, Großherzog Friedrich I und Großherzogin Luise von Baden, Sankt Blasien kennenlernten. Die Königlichen Hoheiten trafen am 8. Juni 1870 abends von Schluchsee kommend in Sankt Blasien ein und nahmen als erste Gäste in dem neuen von Gastwirt Ellensohn vom Klosterhof 1869/70 erbauten, im ländlichen Holzbaustil gehaltenen Schweizerhaus Wohnung. Das Haus wurde später mit Großherzoglicher Erlaubnis "Friedrich-Luisen-Ruhe" benannt. Am Platz der ehemaligen "Friedrich-Luisen-Ruhe" steht heute das Sparkassengebäude. Die Herrschaften besichtigten am nächsten Tag den Dom und die Fabrik, also die alten Klostergebäude, und fuhren über Bernau ins Wiesental weiter.

Nach dem Bericht des Großherzoglichen Bezirksamtes über den Besuch war „der Empfang von seiten der Bevölkerung allenthalben ebenso allgemein als herzlich und sieht die Bevölkerung einem zugesagten abermaligen Besuch im kommenden Jahr mit Freude entgegen". Dieser zweite Besuch fand dann 1872 statt. Und es scheint sicher, dass die hohen Herrschaften den einfach vornehmen Charakter des Ortes in dem weltverlorenen Albtal nicht vergaßen, denn seit 1892 beehrten sie Sankt Blasien im Sommer lange Jahre mit einem mehrwöchigen Besuch. Sie wohnten dabei zuerst wieder in der "Friedrich-Luisen-Ruhe", ab 1897 in dem1896/97 im "verfeinerten Schwarzwaldstil" erbauten "Schwarzwaldhaus" , später zum Postamt umgebaut.
Diese allerhöchste Protektion hat sich unerhört fördernd für Sankt Blasien ausgewirkt. Die Besuche des Großherzoglichen Paares lenkten die Aufmerksamkeit der reiselustigen vornehmen Welt in Deutschland und Europa auf das kleine einzigartige Stück Erde in dieser Gebirgswelt. Die Zahl der Villen und Wohnhäuser wuchs, darunter manche, die einer Großstadt Ehre machen würden, schreibt Buisson 1899 in seiner Broschüre über Sankt Blasien.


St. Blasien erhält das Stadtrecht

Diese Protektion wirkte sich aber auch aus bis in die rein örtlichen Bereiche Sankt Blasiens, angefangen von der Erhebung des Ortes zur Stadt, bis zum Wiederaufbau des einzigartigen Kuppeldomes nach der schrecklichen Brandkatastrophe vom 7. Februar 1874, bis zur Förderung der örtlichen heimatverbundenen Gewerbezweige und Vereine durch die Großherzogin. Sie verhalf mit landesmütterlich strenger Sorge den alten Schwarzwälder Kunstfertigkeiten der Trachtensticherei und des Spinnens zu einem neuen Aufschwung und förderte über das Bezirksamt und das Forstamt die Verschönerung und Entwicklung des Kurortes aufs höchste.
Und das sicherlich Notwendigste zur Verwirklichung der geschilderten Möglichkeiten fand sich schließlich in dem erstaunlichen Unternehmungsgeist weitblickender Männer, die die örtlichen Voraussetzungen für den Kurort schufen in Form von Sanatorien und Hotels. Drei Namen sollten für alle stehen: Dr. Paul Haufe, der im Jahre 1882 begann, ein Sanatorium für Lungenkranke zu errichten; Kommerzienrat Otto Hüglig, der 1882 bzw. 1892/1893 das Kurhaus Sankt Blasien im damals hochmodernen "verfeinerten Schweizerstil" aufführte und in der Folgezeit zusammen mit seinem Chefarzt Dr. Determann Sankt Blasien mit allen damals bekannten Kur- und Bademöglichkeiten bereicherte.


Glanzvoller Kurort

Alles dieses Geschilderte, Großherzogliche Gegenwart, europäischer Geburts- und Geldadel und die vielfältigen neu entdeckten und neu aufgebauten kurörtlichen Gegebenheiten schufen zusammen jenen legendären medizinischen und gesellschaftlichen Weltruhm des Namens Sankt Blasien, der zeitweilig Teile der vornehmen Gesellschaft aus ganz Europa in unser Tal lockte und immer noch voll Wehmut nachklingt in den unermüdlichen Erzählungen der alten Sankt Blasier.
Diese glanzvolle Epoche endete eigentlich und ganz unerbittlich erst, als das Wahrzeichen dieser Herrlichkeit, das, „Alte Kurhaus", wie es in den späteren Jahrzehnten genannt wurde, nach wechselvollen Schicksalen, als Verkaufsobjekt in den zwanziger Jahren, als Erholungsheim eines Lehrervereins in den dreißiger Jahren, als Lazarett und Grenzlandheilstätte in den vierziger Jahren, als Flüchtlingslager in den fünfziger Jahren, und als leerstehende, nicht mehr verwendbare Häusermasse in den sechziger Jahren, im Jahre 1962 abgerissen wurde und dem damals als modern geltenden Bau des Eurotels den Platz räumen musste.


Ein Stück Geschichte stirbt

Es war ein schrecklicher Augenblick und wie ein Stück Untergang einer Welt für die alten Sankt Blasier, die immer in großer Zahl zugegen waren, als die alten Mauern, vor allem jener hohe spitzgieblige Turm, ihrem Untergang entgegenwankten. Am Donnerstag, dem 25. Oktober 1962, um die Mittagszeit ereignete sich das Unabwendbare: Nach monatelangem Zerstörungswerk war schließlich der alte Turm einsam und allein noch übriggeblieben, gleichsam aufgespart für das endgültige Schauspiel der Vernichtung einer lang schon gestorbenen Zeit.

Auszug aus dem Buch: „Sankt Blasier Land“; Autor Bernhard Steinert.



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